24 Mai 2023 Autowissen
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Kolbenfresser, Kolbenkipper & Kolbenklemmer: Kolbenschäden sind gefährlich!

Ein Kolben kann klemmen, kippen oder sich sogar in den Zylinder fressen. Alle drei Fälle stellen gefährliche Kolbenschäden dar, die je nach Ausprägung unterschiedlich schwere Folgen haben können. Wie so häufig gilt aber auch hier: Wenn Du rechtzeitig den Kolbenkipper oder den Kolbenklemmer erkennst, kannst Du vielleicht die Kolbenfresser-Gefahr noch in letzter Sekunde abwenden. Und auch ein Kolbenfresser muss nicht unbedingt das Ende Deines Motors bedeuten – wenn Du früh genug den drohenden Kolbenschaden entdeckst und richtig handelst. Wie Kolbenkipper, Kolbenklemmer und Kolbenfresser entstehen, welche Symptome diese entlarven können – all das und vieles mehr erfährst Du hier!

Kolbenfresser, Kolbenkipper oder Kolbenklemmer? Das macht den Unterschied!

Auch wenn manche sie manchmal gleichbedeutend verwenden, unter Autoteile-Profis meinen sie ganz und gar nicht das Gleiche. Dennoch haben Kolbenklemmer (auch „Kolbenstecker“ genannt), Kolbenkipper und Kolbenfresser etwas gemeinsam und können teilweise ineinander übergehen. Warum? Nicht nur, weil sie allesamt gefährliche Kolbenschäden darstellen – teilweise hängen sie direkt miteinander zusammen. Doch was bedeutet nun Kolbenfresser? Und was versteckt sich jeweils hinter einem Kolbenkipper und einem Kolbenklemmer? Das verraten wir Dir sofort!

Kolbenklemmer: Wenn es im Zylinder zu eng wird

Ob Kolbenklemmer oder Kolbenstecker: Die Benennung ist recht eindeutig, oder? Genau: Bei einem Kolbenklemmer „klemmt“ der Kolben zwischenzeitlich im Zylinder fest.

  • Hierbei kann hinter einem Kolbenklemmer ein Kolbenkipper stecken – in dem Fall ist die etwas schräge Position für die mangelnde Bewegungsfreiheit verantwortlich.
  • Allerdings ist nicht jeder Kolbenklemmer unbedingt das Ergebnis eines Kolbenkippers.
  • Auch ein überhitzter Motor, gepaart mit einer mangelnden Schmierung, kann zu einer übertriebenen Ausdehnung des Kolbens führen, der dann stecken bleiben kann – daher die alternative Bezeichnung „Kolbenstecker“.

Kolbenkipper: Wenn der Kolben aus der Zylinderlaufbahn gerät

Ob Diesel oder Benziner: Damit die Verbrennung reibungslos funktioniert, müssen alle beteiligten Komponenten nicht nur unversehrt sein, sondern richtig liegen. Und genau das ist nicht der Fall, wenn es zu einem sogenannten Kolbenkipper kommt und der Kolben aus der senkrechten Zylinderlaufbahn gerät.

  • Wenn der Kolben sich nicht mehr senkrecht im Zylinder auf und ab bewegen kann, dann spricht man von einem Kolbenkipper.
  • Dieser Kolbenschaden kann verschiedene Ursachen haben – unter anderem abgetragenes Material, das das „Gleichgewicht“ ins Schwanken geraten lässt.
  • Auch schlechtes Autotunen und Überstrapazieren des Motors ohne anständiges Aufwärmen, können in einem Kolbenkipper enden.
  • Wird der Kolbenkipper nicht zeitnah erkannt, kommt es notgedrungen zu einem Kolbenfresser.
Der Kolbenschaden ist nicht zu übersehen: Der Kolbenfresser hat deutliche Spuren hinterlassen.
Mit einem Kolbenfresser ist nicht zu spaßen! Nach der Reibschweißung ist auch der Kolben hinüber.

Kolbenfresser: Wenn Kolben und Zylinderwand miteinander verschmelzen

Von einem Kolbenfresser spricht man, wenn der Kolben sich wortwörtlich in den Zylinder bzw. in die Zylinderwand frisst.

  • In dem Fall findet eine ungewollte und somit unkontrollierte Reibschweißung statt.
    • Eine Reibschweißung kommt zustande, wenn zwei (in dem Fall metallische) Oberflächen aneinander reiben, Hitze erzeugen, die wiederum zum Schweißen der beiden Metalle führt.
    • Bei einem Kolbenfresser, ist es der Kolben, der mit der Zylinderwand verschweißt wird.
    • Ist die Reibschweißung vollzogen, kann sich der Kolben nicht mehr bewegen – und der Motor stoppt abrupt.

Du ahnst es schon: Ein Kolbenfresser ist alles andere als harmlos und endet immer in einem Motorschaden. Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass der Kolben sich in die Zylinderwand frisst? Das erfährst Du im nächsten Abschnitt!

Kolbenfresser: 10 Ursachen, die Du kennen solltest!

Zu einer Reibschweißung und somit zu einem Kolbenfresser kann es nur kommen, wenn eine Reibung zwischen Kolben und Zylinderwand entsteht. Hierfür gibt es verschiedene Ursachen, die fast alle an sich Folgeschäden sind. Hierbei gibt es 2 Hauptursachen, die Kolbenkipper, Kolbenklemmer und Kolbenfresser herbeirufen können:

  • Mangelnde bzw. gänzlich fehlende Schmierung
  • Überhitzung von Kolben und Zylinderwand

Wie Du Dir unschwer denken kann, haben sowohl mangelnde Schmierung als auch Überhitzung selbst verschiedene mögliche Ursachen.

Kolbenfresser durch mangelnde Schmierung: Ursachen

Ist der Ölfilm zwischen Kolben und Zylinderwand zu dünn, verschmutzt oder gerissen, kann die Schmierung nicht mehr richtig laufen. Für eine mangelnde Schmierung kommen verschiedene Ursachen infrage:

  • Ist der Kolbendichtring defekt, ist der Verbrennungsraum auch nicht mehr ganz dicht.
    • Verbrennungsrückstände können auf den Ölfilm gelangen und diesen zerstören bzw. durch Störelemente schädliche Reibungen zwischen Zylinderwand und Kolben verursachen.
  • Wenn der Ölabstreifring rissigbzw. undicht wird, läuft die Verteilung des Motoröls zwischen Kolben und Zylinderwand nicht mehr sauber ab.
    • Das Ergebnis ist nicht nur zu wenig Schmieröl und zu viel Reibung.
    • Obendrauf kann es sogar zum Ölfilmriss kommen.
  • Eine defekte Ölpumpe oder verkokte Ölleitungen können ebenfalls in einem Schmierungsmangel enden.
  • Mit Ölverlust ist nicht nur wegen der drohenden Ölflecken unterm Auto bzw. Ölspuren nicht zu spaßen.
    • Zu wenig Öl führt automatisch zu mangelnder Schmierung.
  • Ist die Motoröl-Haltbarkeit überschritten oder hast Du den längst überfälligen Öl-Wechsel verschlafen, kann auch hier ein Kolbenfresser durch mangelnde Schmierung die Folge sein.
  • Dein Motor braucht 5W-30 oder 5W-40, aber Du hast Dich beim Motoröl-Kauf vergriffen? Oder hast Du vielleicht Motoröl mischen wollen und hast nicht auf die Viskositäten geachtet?
    • Auch hier kannst Du die Schmierverhältnisse zerstört haben und dadurch den Kolbenfresser verursacht haben.
  • Aber selbst verunreinigtes Öl (zum Beispiel aufgrund eines unerkannten Turbolader-Defekts) oder zu viel Öl (hier schlägt die Kurbelwelle ins Öl und die dadurch entstandenen Luftbläschen verschlechtern die Schmiereigenschaften) kommen als Übeltäter infrage.

Mangelnde Schmierung führt automatisch zu einer übertrieben hohen Reibung zwischen Kolben und Zylinderwand. Somit sind Materialschäden vorprogrammiert, und nicht nur das: Durch die Reibung entsteht übermäßige Hitze, was das Übel noch größer werden lässt. Schließlich sind bei jedem Kolbenfresser immer Hitze und Reibung im Spiel. Woher die verheerende Hitze noch kommen kann und was sie für schwerwiegende Folgen haben kann – das erfährst Du jetzt!

Kolbenfresser durch Überhitzung

Im Motorraum herrschen allgemein bereits sehr hohe Temperaturen, die auch unter normalen Bedingungen die Materialien nicht kalt lassen. Somit sind Hitze und Ausdehnung von Kolben und Zylinderwand an sich nicht das Problem – solange die Schmierung stimmt und sich die Hitze im Rahmen hält. Wenn sich jedoch das Kolbenaluminium zu stark ausdehnt und der Stahl der Zylinderwand sich breiter macht als üblich, wird es für den Ölfilm dazwischen irgendwann mal zu eng. Ist dieser auch noch bereits gestört bzw. vielleicht sogar gar nicht mehr vorhanden, ist die Reibschweißung nicht mehr aufzuhalten.

Die Kolbenoberfläche ist voller Ruß. Das Metall enthält klare Reibungsspuren und ist an verschiedenen Stellen geschmolzen.
Auch dieser Kolbenschaden spricht Bände: Hier waren definitiv starke Hitze und Reibung im Spiel!

Reiben die Metalloberflächen aneinander, entsteht noch mehr Hitze, die Metalle dehnen sich noch weiter aus und verschmelzen am Ende zu einem Kolbenfresser. Ungewöhnliche Hitze kann jedoch noch andere Ursachen haben:

  • Ist der Kühlkreislauf gestört (zum Beispiel, weil die Wasserpumpe defekt ist oder Du zu wenig Kühlwasser nachgefüllt hast), bekommt der Motor keine ordentliche Abkühlung mehr.
    • Wird der Motor zu heiß, wird es auch für Kolben und Zylinder zu hitzig.
    • In dem Fall steigt die Kolbenfresser-Gefahr erheblich.
  • Bei Deinem Auto sind die Einspritzdüsen defekt? Auch das kann Verkokungen verursachen und zur Zerstörung des Zylinderkopfes führen.
    • Die Rückstände können selbstverständlich wandern und dementsprechend aktiv zur Reibschweißung und somit zum Kolbenfresser beitragen.
  • Last but noch least: Die durch mangelnde Schmierung verursachte Reibung von Kolben und Zylinderwand erzeugt Hitze – bis die Materialien durch Reibschweißung gänzlich miteinander verschmelzen.
Profi-Tipp von Meister Brian: Ein Kolbenkipper oder ein Kolbenklemmer sorgen automatisch für mehr Widerstand und erzeugen somit mehr Reibung – was notgedrungen zur Erhitzung der beteiligten Komponenten führt. Unentdeckt enden Kolbenkipper und Kolbenstecker in einem Kolbenfresser.

Kolbenfresser erkennen: Diese Symptome solltest Du ernst nehmen!

Woran kannst Du nun einen Kolbenfresser erkennen? Wie äußern sich vorhandene Kolbenschäden? Das verraten wir Dir natürlich auch noch! Hierbei unterscheiden sich die Kolbenfresser-Symptome, je nachdem, wie weit der Schaden schon fortgeschritten ist. Bestimmte Anzeichen sind eher als Vorboten zu sehen und verdienen Deine volle Aufmerksamkeit:

  • Musst Du ständig Öl nachfüllen oder bemerkst Du einen deutlichen Anstieg des Ölverbrauchs sollten die Alarmglocken läuten.
    • In dem Fall musst Du davon ausgehen, dass die Schmierung allgemein nicht mehr richtig läuft.
    • Somit würdest Du einem Kolbenfresser freie Bahn lassen.
  • Je nachdem, wo das Öl ausläuft bzw. was für den Ölverlust verantwortlich ist, wirst Du noch weitere Symptome beobachten.
    • Gelangt zum Beispiel Motoröl in den Brennraum, kommt es zu einer Mischung von Kraftstoff und Öl.Ist die Lambdasonde defekt, wandert die gefährliche Mischung unbemerkt durch die Abgasanlage weiter.
    • Das kann nicht nur einen Katalysator-Defekt herbeirufen – zwischenzeitlich dürftest Du Dich über blau gefärbte Abgase wundern.
Die zwei defekten Kolben sind gebrandmarkt: Ruß und Reibungsspuren haben den zwei Kolben das Garaus gegeben.
Zwei Kolbenschäden vom Feinsten: Diese Kolben haben definitiv einen Kolbenfresser erlitten!

Es gibt aber noch weitere Symptome, die durch die laufende Zerstörung der Komponenten erzeugt werden:

Kolbenschaden? Typische Anzeichen eines Kolbenfressers

Typische Anzeichen für einen Kolbenfresser sind ungewohnte Geräusche aus dem Motorraum. Durch die fehlende Schmierung und die damit einhergehende Reibung entstehen nämlich starke Geräusche, die Du als Klopfen oder Klappern wahrnehmen dürftest. Vor allem, wenn der Motor besonders stark beansprucht wird (zum Beispiel beim Start oder wenn Du stark beschleunigst und es zu hohen Drehzahlen kommt), werden die Geräusche stärker.

Ob Kolbenkipper, Kolbenklemmer oder Kolbenfresser: Das System und die Kräfteübertragung sind gestört – was zu einem Leistungsabfall Deines Motors führt.

Das letzte Kolbenfresser-Symptom, das Dir Dein Fahrzeug senden wird, ist sehr eindeutig: Kann sich der Kolben aufgrund der Verschmelzung gar nicht mehr bewegen, geht der Motor plötzlich aus und geht auch nicht mehr an. In dem Fall kommt jede Starthilfe zu spät und Du musst damit rechnen, einen fatalen Motorschaden erlitten zu haben.

Profi-Tipp von Meister Brian: Bemerkst Du einen Leistungsabfall oder hörst Du ungewöhnliche Klapper- bzw. Klopfgeräusche aus dem Motorraum, solltest Du die Symptome nicht einfach ignorieren. Fährst Du nämlich mit einem fortschreitenden Kolbenfresser einfach weiter, riskierst Du einen irreparablen Motorschaden.

Du siehst es: Ein Kolbenfresser kann nicht nur verschiedene Ursachen haben. Auch die Symptome sind je nach Ursache und Fortschritt unterschiedlich. Ganz wichtig dabei ist, dass Du die ersten Anzeichen erkennst und auf gar keinen Fall ignorierst.

Jetzt sind wir aber neugierig: Hattest Du schon mal mit einem Kolbenfresser zu kämpfen? Wie hat sich der Kolbenschaden geäußert? Bist Du noch mit einem Schrecken davongekommen oder ist es böse ausgegangen? Welche Kosten kamen auf Dich zu? Wir sind sehr gespannt auf Deinen Kommentar!

Chris von ATP

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