15 Nov 2023 Autowissen
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V2X-Kommunikation: Verkehrsvernetzung 2.0

Selbst mit dem besten Reaktionsvermögen kannst Du bei plötzlich auftretenden Gefahren nicht schnell genug reagieren. Und auch das modernste Auto hat seine Grenzen, wenn in der Umgebung wie aus dem Nichts Gefahrensituationen entstehen. Genau hier setzt V2X-Kommunikation an: Eine ausgefeilte Verkehrsvernetzung soll nicht nur die Car2Car-Kommunikation ermöglichen, sondern obendrein die Verbindung zwischen Verkehrsinfrastruktur und Fahrzeugen herstellen. Was sich hinter V2X und den hierfür notwendigen On-Board-Units und Road-Side-Units verbirgt, das erfährst Du hier!

V2X & V2V: Das steckt dahinter

Assistenzsysteme sind mittlerweile gang und gäbe. Damit sie funktionieren, werden immer ausgefeiltere CAN-Bussysteme eingesetzt, die die Signale der beteiligten Sensoren nach bestem Gewissen auswerten. Und dennoch kommt es immer wieder zu Autounfällen, die durch plötzliche Ereignisse im Straßenverkehr verursacht werden. Dem sollen V2V- und V2X-Technologien entgegenwirken. Doch was ist der Unterschied zwischen V2V und V2X? Das erklären wir Dir direkt!

V2V & Car2Car-Kommunikation

Es klingt vielleicht etwas kryptisch, was damit gemeint ist, ist jedoch ganz einfach:

  • V2V steht fĂĽr „Vehicle-to-Vehicle-Communication“
  • Car2Car steht fĂĽr „Car-to-Car Communication“ und wird manchmal als C2C abgekĂĽrzt.

Ob V2V oder Car2Car – gemeint ist immer das Gleiche: Es geht um die Ermöglichung einer Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation. Somit kann zum Beispiel Dein Auto Informationen von anderen Pkws empfangen – und umgekehrt Daten an vernetzte Autos aussenden. Der große Vorteil: Du wirst vor gefährlichen Situationen (wie zum Beispiel vor einem Stauende hinter der Kurve, Gegenständen auf der Fahrbahn oder einem Autounfall) gewarnt, und zwar bevor Deine Assistenzsysteme diese überhaupt selbst wahrnehmen können. Das setzt natürlich eine vorhandene Vernetzung vor, die durch modernste Technologie ermöglicht wird. Mehr dazu erfährst Du gleich.

Gut zu wissen: Für Car2Car-Kommunikation wird die Abkürzung C2C nur selten verwendet. Das liegt sehr wahrscheinlich daran, dass C2C viele andere Verwendungskontexte hat und somit schnell zu einer Verwechslungsgefahr führen kann. So kann C2C in anderen Kontexten auch „Customer-to-Customer“ oder „Country-to-Country“ bedeuten – was selbstverständlich nichts mit V2V zu tun hat.
Vehicle to everything: V2X korreliert mit sehr vielen Begriffen, die auf diesem Bild aufgefĂĽhrt sind. Infrastructure, WLAN-based, DRSC und vieles mehr.
DRSC, WLAN… Car2X-Technologien zielen auf eine allumfassende Verkehrsvernetzung ab.

V2X & Car2X

Du ahnst es schon: Auch hier geht es um Kommunikation, allerdings ist die Vernetzung weitaus größer angelegt, als es bei Car2Car bzw. V2V der Fall ist. So wie Du das vielleicht noch aus dem längst verdrängten Mathe-Unterricht kennst, stellt der Buchstabe X eine Unbekannte dar und kann beliebig gefĂĽllt werden. V2X ist die AbkĂĽrzung fĂĽr „Vehicle-to-everything“ bzw. „Vehicle-to-anything“. Also bezieht sich V2X bzw. Car2X (auch: C2X) nicht nur auf die Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation. V2X berĂĽcksichtigt jegliche Bestandteile des Verkehrs, die mit Deinem Fahrzeug vernetzt werden können. Das schlieĂźt FuĂźgänger, Fahrradfahrer, aber auch Teile der Infrastruktur wie zum Beispiel Ampeln, die Deinem Fahrzeug Signale zusenden können.

Das ist aber nicht alles: Unter V2X fallen ebenfalls Vernetzungen, die Dein Fahrzeug mit Werkstätten und Autoteile-Händlern verbinden können. Das ist insbesondere praktisch, wenn ein Service ansteht oder ein Defekt vorliegt: In dem Fall kann das Fahrzeug per intelligenter Vernetzung nicht nur abchecken, wo und wann Termine frei sind, sondern obendrein direkt mitteilen, welche Teile Du brauchst, um sicherzustellen, dass diese am Tag X auch verfügbar sind.

Gut zu wissen: Neben V2X kann die UWB-Technologie (Ultra-Wide-Band, Ultrabreitband) die Sicherheit im Straßenverkehr erheblich steigern. Diese ermöglicht nämlich eine sehr präzise Verortung von Personen und Gegenständen, was nicht nur Dooring-Unfällen vorbeugen kann, sondern auch einen erheblichen Beitrag zur Erkennung zahlreicher Gefahrensituationen leisten kann.
Der Fokus liegt auf dem Kombiinstrument eines vernetzten Autos, das Signale voranfahrender Fahrzeuge empfängt und auswertet.
V2V: Die Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation trägt zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr bei.

Car2X-Technologie: So funktioniert’s

Damit ein Auto mit seiner Umwelt kommunizieren kann, bedarf es einer entsprechenden Technologie. Je nach Einsatzbereich werden verschiedene Kommunikationsstellen benötigt. On-Board-Units (OBU) im bzw. am Fahrzeug sowie Road-Side-Units (RSU) an Ampeln, Schilder & Co. stellen hierbei eine Grundvoraussetzung dar, um V2X-Vernetzungen überhaupt zu ermöglichen.

On-Board-Unit (OBU)

Um an der V2X-Kommunikation teilnehmen zu können, muss das Fahrzeug über eine On-Board-Unit verfügen. Neuere Fahrzeuge kommen häufig bereits mit einer entsprechenden Ausstattung daher. Jedoch besteht auch die Möglichkeit, eine OBU nachzurüsten. Der Vorteil: OBUs müssen nicht groß sein und lassen sich somit leicht nachträglich einbauen – ob in Pkws, Einsatzfahrzeugen, Motorrädern oder Lkws. Mit der Nachrüstung einer On-Board-Unit öffnest Du Dir den Weg für V2X. Die OBU kann fortan mit den anderen V2X-Technologien kommunizieren, zum Beispiel über WLANp und einen angebundenen Clouddienst.

Tipp: Die consider it GmbH mit Sitz in Hamburg hat eine kleine und kompakte OBU (CiT One On-Board-Unit) für die einfache Nachrüstung in Fahrzeuge aller Art entwickelt. Diese OBU ist nur 130 x 72 x 27 mm groß und wird bereits in Sondereinsatzfahrzeugen (z. B. in Polizei-, Rettungswagen oder Fahrzeugen mit Gelblicht) verwendet. Die CiT One OBU ermöglicht eine direkte Kommunikation über WLANp und bietet auch einen Kommunikationspfad in die angebundene CiT Cloud.

Road-Side-Unit (RSU)

Mit der OBU bist Du nun empfangsbereit. Allerdings muss auch die Verkehrsinfrastruktur sich mit Dir bzw. Deinem Fahrzeug austauschen können. Das setzt voraus, dass Ampeln, Schilder & Co. mit einer entsprechenden Car2X-Technologie ausgestattet sind. Hierfür werden sogenannte Road-Side-Units an den entsprechenden Stellen angebracht.

Auf dieser Skizze sind Road-Side-Units zu sehen, die an Straßenlaternen angebracht sind und die Vernetzung von Fußgängern, Autos und Infrastruktur ermöglichen.
Mit V2X können Fahrzeuge auch mit der Infrastruktur interagieren – dank Road-Side-Units.
Gut zu wissen: In Hamburg werden CiT-V2X-Technologien bereits an Kreuzungen eingesetzt. Damit werden heute schon Anwendungen, wie Einsatzfahrzeug-Priorisierung, ÖPNV-Beschleunigung sowie das Aussenden von Ampelphasen bzw. Ampelzeiten möglich. Zudem sind Sensoren und Road-Side-Units von consider it im Einsatz, die dazu beitragen, schwache Verkehrsteilnehmer (zum Beispiel Fahrradfahrer und Fußgänger) zu schützen.

Grenzen der Car2X-Technologie

Das Problem ist nicht neu: Genauso wie bei Smartphones oder PCs verschiedene Betriebssysteme nicht reibungslos miteinander kommunizieren können, hat auch V2X Grenzen technologischer Natur. Zum einen sind verschiedene Technologien im Einsatz, was nicht nur die Car2Car-Kommunikation erschwert, sondern auch für V2X hinderlich ist. Zum anderen funktioniert das Ganze nur, wenn alle Straßenverkehrsteilnehmer sich daran beteiligen. Da Car2X-Technologien aktuell nicht weit verbreitet sind, kann die Gefahrenabwehr nur bedingt funktionieren. Schließlich kann Dein Fahrzeug nur Daten empfangen, wenn diese von irgendwoher ausgesendet werden…

Insider-Wissen: Die Grenzen der Car2X-Technologien sind den Herstellern solcher Produkte natürlich bewusst. Das ist mithin der Grund, warum der Schrei nach möglichst technologieunabhängigen Lösungen groß ist. Diesen Forderungen wird consider it dank WLANp gerecht: Diese Technologie ermöglicht eine Kommunikation in Echtzeit zwischen den vernetzten Verkehrsteilnehmern. So erscheint bei drohender Gefahr ein Warnhinweis und es können Notbremsungen rechtzeitig eingeleitet werden.
Auf einer dreispurigen Autobahn sind viele Autos zu sehen, die im dichten Verkehr unterwegs sind. W-LAN-Symbole sollen andeuten, dass eine Car2Car-Kommunikation vonstattengeht.
Ob Panne, Unfall oder Stauende: Car2X sorgt fĂĽr mehr Sicherheit im StraĂźenverkehr.

V2X: Nutzen & Anwendungsgebiete

V2X-Technologien liegen nicht ohne Grund hoch im Trend: Der Einsatz von Car2X ist nicht nur unverzichtbar für das autonome Fahren, das in der Zukunft Assistenzsysteme (und Fahrer) ablösen soll. Ohne eine reibungslos funktionierende Vernetzung mit der gesamten Verkehrsinfrastruktur sowie aller anderen beteiligten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, wären die Folgen verheerend. Aber V2X bringt noch weitaus mehr Vorteile mit sich:

  • Mit V2X können die Verkehrsteilnehmer perfekt aufeinander abgestimmt werden.
    • Ob gezielte Ampelschaltungen oder rechtzeitige Routenneuberechnungen – Car2X bringt jede Menge Vorteile fĂĽr den Verkehrsfluss.
  • V2X ermöglicht ebenfalls die Priorisierung von ausgewählten Verkehrsteilnehmern.
    • So funktioniert nicht nur die Rettungskette dank vorgezogenen Einsatzfahrzeugen besser.
    • Auch die öffentlichen Verkehrsmittel können dadurch pĂĽnktlicher am Ziel ankommen.
  • Ob Diesel oder Benziner: Bei flieĂźendem Verkehr sinken automatisch die Abgasemissionen.
    • Mit V2X-Technologien lässt sich der Verkehr besser steuern – was aktiv zur Reduzierung von Staus beitragen kann.
    • Das kommt wiederum der Senkung von Abgasemissionen zugute.
  • FĂĽr die Verkehrsplanung liefert V2X sehr wertvolle Daten.
    • So können Probleme analysiert werden, um Verkehrsknotenpunkte durch entsprechende MaĂźnahmen zu entlasten.
  • Last but not least trägt Car2X zu mehr Sicherheit im StraĂźenverkehr bei.
    • Aber auch vorzeitige Warnungen vor Gefahrenstellen können die Anzahl an Autounfällen deutlich senken.
Wusstest Du das? Eine weitere Möglichkeit, bei einer Panne oder einem Autounfall für mehr Sicherheit zu sorgen, stellt eine LED-Warnleuchte mit Magnet dar. Mit einer solchen Rundumleuchte, die im Notfall auf dem Autodach anzubringen ist, kannst Du Dich auf dem Standstreifen bemerkbar machen. So sehen Dich auch Fahrzeuge, die nicht mit V2X-Technologie daherkommen.

Du siehst es: Die Verkehrsvernetzung ist noch lange nicht abgeschlossen und die technologischen Möglichkeiten werden immer zahlreicher und beliebter. Hierbei wird V2X von anderen dreidimensionalen Technologien unterstĂĽtzt – wie zum Beispiel D2X-Lösungen, die mit Drohnen aus der Luft heraus die Analysemöglichkeiten unterstĂĽtzen. Es bleibt abzuwarten, was der Fortschritt uns in Zukunft noch so alles bringen wird…

Nun sind wir aber wie immer neugierig: Hast Du schon Erfahrungen mit Car2Car-Kommunikation oder V2X gesammelt? Oder gehörst Du vielleicht zu den V2X-Muffeln, die die Funktion unbedingt ausschalten wollten? Hast Du vielleicht sogar eine besondere Story rund um das Thema Car2X, die Du mit der Community teilen möchtest? Wir sind sehr gespannt auf Deinen Kommentar!

Chris von ATP

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