27 Aug 2021 Autowissen
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Dooring-Unfälle: Gefahren kennen und richtig handeln!

E-Scooter, E-Bikes, Fahrräder & Co. nehmen immer mehr Platz im Straßenverkehr ein. Dass Autofahrer und Zweiradfahrer häufig aneinandergeraten, ist dabei kein Geheimnis. Besonders gefährlich wird es, wenn Dooring im Spiel ist. Was genau dahintersteckt und wie Du solche Dooring-Unfälle effektiv vermeiden kannst – das erfährst Du hier! Bist Du bereit? Let’s go!

Was ist Dooring?

Du ahnst es schon: Das Word „Dooring“ ist eingedeutscht und stammt aus dem Englischen. Und schon kommen wir der Sache näher, denn in „Dooring“ steckt „Door“, das englische Wort für „Tür“. Aber was bedeutet Dooring konkret?

  • „Dooring“ bezieht sich auf den plötzlichen Zusammenstoß eines Zweiradfahrers mit einer geöffneten Autotür.
  • Dabei können sowohl die Fahrer-, die Beifahrer- oder die Hintertüren Deines Fahrzeugs zu solchen Kollisionen führen.
Gut zu wissen: Früher waren vor allem Fahrrad- und Moped-Fahrer in Sachen Dooring besonders gefährdet. Die Einführung und schnelle Verbreitung der E-Bikes und E-Scooter in den Großstädten haben eine zusätzliche gefährdete Gruppe hervorgerufen.

Verkehrsunfälle mit Fahrradfahrern: Das sagen die Statistiken

Wenn man sich die Statistiken anschaut, stellt man schnell fest: Unfälle mit beteiligten Fahrradfahrern im Straßenverkehr sind keine Seltenheit. Dabei schneidet Deutschland im europäischen Vergleich besonders schlecht ab:

  • Laut einer Statista-Umfrage steht die Bundesrepublik mit 445 getöteten Fahrradfahrern im Jahr 2019 weit vorne – gefolgt von Polen (258), Italien (253), Rumänien (198) und Frankreich (187).
  • Innerhalb Deutschlands schwanken die Zahlen je nach Bundesland stark – so eine weitere Statista-Umfrage:
    • Im Jahre 2019 hatten Bayern (77), Niedersachsen (73) und Nordrhein-Westfalen (71) die meisten Toten zu beklagen.
    • Die meisten verunfallten Radfahrer waren in NRW (19.848), Bayern (17.587) und Niedersachsen (10.574) zu finden.
  • Weitere Erhebungen zeigen, dass sich die Lage in Großstädten in den letzten Jahren zugespitzt hat:
    • So ist die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer im Straßenverkehr in Köln zwischen 2010 und 2020 von 1.248 auf 2.160 gestiegen (Statista-Umfrage).
    • In Hamburg sieht die Lage nicht besser aus: 2010 verunglückten 1.940 Fahrradfahrer, 2020 waren es 2.735! (Statista-Umfrage).

Dooring-Unfälle: Statistiken

Die obigen Statistiken beziehen sich nicht explizit auf Dooring-Unfälle, sondern auf alle Verkehrsunfälle mit beteiligten Fahrradfahrern. Ein Blick ins Nachbarland Österreich liefert uns einige Fakten zu Dooring-Unfällen. Zumindest scheint ein Bewusstsein dafür sowohl bei Autofahrern als auch bei Fahrradfahrern vorhanden zu sein:

  • Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2016 schätzen viele Autofahrer das Öffnen der Fahrertür nach dem Einparken als eine potentielle Gefahr für Radfahrer ein:
    • Für 20 % erfolgt eine solche Gefährdung nur in manchen Situationen.
    • Laut 48 % der Befragten sind die Radfahrer bei Öffnen der Fahrertür immer gefährdet.
  • Wie eine weitere Umfrage aus dem Jahr 2016 zeigt, fürchten sich Fahrradfahrer noch stärker vor Dooring-Unfällen:
    • 63 % immer
    • 21 % in bestimmten Situationen.
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Häufige Dooring-Ursache: Abgelenkte Fahrer, die beim Aussteigen den Verkehr nicht im Blick behalten.

Dooring: Ursachen & Folgen

Im Grund wird Dooring durch Verhaltensweisen verursacht, die allgemein zu den häufigsten Ursachen für Autounfälle gehören – außer was die Geschwindigkeit des beteiligten Autos betrifft:

  • Ob Du den Wagen geparkt hast oder nur kurz anhältst, die Geschwindigkeit Deines Autos dürfte 0 Km/h betragen.
  • Öffnest Du dann die Autotür und übersiehst einen mit 15 Km/h herannähernden Fahrradfahrer, prallt dieser mit voller Wucht gegen die Tür.
Wusstest Du das? E-Bikes, die noch als Fahrräder gelten, können bis zu 25 Km/h erreichen. E-Scooter hingegen dürfen im öffentlichen Straßenverkehr 20 Km/h nicht überschreiten. Aus Fahrerperspektive sind moderne E-Bikes und E-Scooter besonders schwer einzuschätzen, da sie sich viel schneller nähern – und wie aus dem Nichts plötzlich um die Kurve geschossen kommen können.

Bei Ablenkung gilt: Dooring-Alarm!

Nicht nur die Nutzung des Handys am Steuer oder das Fahren unter Alkoholeinfluss können verheerende Folgen haben. Ablenkung spielt auch bei Dooring-Unfällen eine erhebliche Rolle. Dabei können nicht nur abgelenkte Fahrzeugfahrerinnen bzw. Beifahrer oder Fahrzeuginsassen zur gefährlichen Kollision führen. Auch abgelenkte Zweiradfahrer bringen sich in akute Dooring-Gefahr:

  • Innerhalb des Autos können verschiedene Faktoren zu einer gefährlichen Ablenkung beim Aussteigen führen:
    • Laute Musik oder ein parallel geführtes Telefonat können vom Geschehen am Straßenrand ablenken.
    • Auch Streit und stressige Situationen können zu einem unüberlegten Öffnen einer Autotür führen.
    • Schließlich spielen auch hier die üblichen Übeltäter Müdigkeit und mangelnde Verkehrstüchtigkeit eine erhebliche Rolle.
Good to know: Um die Verkehrsteilnehmer für die Dooring-Gefahren zu sensibilisieren, hat der DVR (Deutsche Verkehrssicherheitsrat) im Jahr 2019 eine Kampagne ins Leben gerufen – mit dem Motto: „Kopf drehen, Rad Fahrende sehen!“. Hierbei unterstützte unter anderem das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) die Kampagne.
  • Jedoch können auch unaufmerksame Fahrradfahrer sich schnell in die Dooring-Falle begeben:
    • Eine bereits länger geöffnete Tür (z. B. beim Ein- oder Ausladen) kann durch Ablenkung übersehen werden.
      • Auch gefährliche Fahrmanöver und mangelnder Abstand zu haltenden Autos erhöht die Dooring-Gefahr.

Dooring ist gefährlich!

Mitschuld hin oder her: Im Vergleich zu Autofahrern ziehen die Zweiradfahrer immer den Kürzeren. Warum? Das kannst Du Dir unschwer vorstellen: E-Bike, Moped- oder Fahrräder bieten keinerlei Knautschzonen. Im Falle eines Aufpralls mit einer geöffneten Fahrertür kann es – je nach Geschwindigkeit und Reaktionsvermögen – zu schlimmen Folgen kommen:

  • Der Zweiradfahrer kann stürzen und sich schlimme Verletzungen zuziehen – wie zum Beispiel:
    • Ernste Gehirnerschütterungen
    • Schwere Platzwunden
  • Ein Dooring-Unfall kann weitere Unfälle auslösen – mit entsprechenden Sach- und Personenschäden.
  • Stürzt der Zweiradfahrer unglücklich, kann es sogar tödliche Folgen haben.
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Dooring ist gefährlich! Durch den Zusammenprall können sich Zweiradfahrer u. a. schwere Kopfverletzungen zuziehen.
Profi-Tipp: Solltest Du an einem Dooring-Unfall beteiligt sein, musst Du Dich richtig verhalten und vor Ort bleiben – ansonsten machst Du Dich der Fahrerflucht schuldig. Eilst Du den Verletzten nicht direkt zur Hilfe und hältst die Rettungskette nicht ein, gilt das als unterlassene Hilfeleistung. Und wenn Du eine kleine Auffrischung in Sachen stabile Seitenlage, Herzdruckmassage oder Wundversorgung brauchst: Mit nur einem Klick erfährst Du alles, was Du dazu wissen musst!

Wer trägt bei Dooring-Unfällen die Schuld?

Hier lautet die Antwort ganz klar: Meistens der Fahrer des Autos mit der unaufmerksam geöffneten Tür. Warum? Weil die Straßenverkehrsordnung (StVO §14 (1)) „Sorgfaltspflichten beim Ein- und Aussteigen“ unmissverständlich definiert:

„Wer ein- oder aussteigt, muss sich so verhalten, dass eine Gefährdung anderer am Verkehr Teilnehmenden ausgeschlossen ist.“

Und da Fahrradfahrer & Co. Verkehrsteilnehmer sind, lautet die Botschaft ganz klar: Ob während des Ein- oder Aussteigens – die Autotür solltest Du nur dann öffnen, wenn Du eine Gefährdung ausgeschlossen hast. Tust Du dies nicht und kommt es zu einem Dooring-Unfall, bist Du Deiner Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen. Das Ergebnis: Je nach Schwere des Unfalls drohen Dir teure Strafen – samt Schadensersatzansprüchen für die verletzten Personen.

Gut zu wissen: Auch Fahrrad- oder E-Scooter-Fahrer müssen sich an der StVO halten. Wer durch Ablenkung, Verkehrsuntüchtigkeit oder Unaufmerksamkeit den Straßenverkehr gefährdet, muss mit entsprechenden Folgen rechnen. Wenn beispielsweise die Autotür länger offen steht und der Dooring-Unfall vermeidbar ist, kann der Zweiradfahrer eine Mitschuld tragen. Schlimmstenfalls kann es sogar zur MPU kommen.

Dooring-Unfällen vorbeugen: So geht’s!

Dass Kollisionen zwischen geöffneter Autotür und Zweiradfahrern sehr gefährlich sein können – das dürfte nun jedem klar sein. Die gute Nachricht ist: Sowohl Autofahrer (bzw. Fahrzeug-Insasse) als auch Zweiradfahrer können solche Zusammenstöße vermeiden. Wie das geht, das verraten wir Dir jetzt!

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Mit dem holländischen Griff die Autotür öffnen – ein einfacher Trick, um den Straßenverkehr stets im Blick zu behalten.

Der holländische Griff

Wenn Du aus dem Auto austeigen willst, verwendest Du am besten immer den sogenannten holländischen Griff, um die Autotür zu öffnen. Warum? Ganz einfach: Der niederländische Griff ist ein nützlicher Trick, um vor dem Öffnen einer Autotür sich nähernde Fahrrad- oder E-Scooter-Fahrer rechtzeitig zu sehen. Und wir erklären Dir, wie das funktioniert. Übrigens: Den Trick können sowohl Beifahrer als auch der Fahrzeugführer selbst anwenden. Und so geht’s:

  • Wenn Du beifahrerseitig aussteigen möchtest, öffnest Du die Autotür mit der linken Hand.
  • Möchtest Du hingegen fahrerseitig aussteigen, verwendest Du hierbei die rechte Hand.

Dieser Trick ist sehr einfach in der Umsetzung und beugt Dooring-Unfällen effektiv vor. Denn durch die Nutzung des niederländischen Griffs wirst Du praktisch zum Schulterblick gezwungen. So hast Du die Möglichkeit, einen plötzlich auftauchenden Zweiradfahrer noch rechtzeitig zu entdecken – und einen Zusammenprall zu vermeiden. Praktisch, oder?

Unser Tipp: Auch die Hintertüren können zu Dooring-Unfällen führen. Und da Du als Fahrzeugführer die Verantwortung trägst, solltest Du entsprechende Vorkehrungen treffen. Bei Kindern ist die Verwendung der Kindersicherung am effektivsten.

Dooring-Zone kennen und Abstand zu parkenden Autos unbedingt einhalten!

Als Fahrrad-, E-Scooter- bzw. E-Bike-Fahrer solltest Du unbedingt genügend Abstand zu parkenden Autos einhalten. Doch was bedeutet das konkret? In Deutschland ist der einzuhaltende Abstand nicht klar definiert. Schaut man sich die Rechtsprechung an, schwanken die Gerichte zwischen 80 cm und 1 Meter.

Tipp: Möchtest Du als Fahrradfahrer auf Nummer sicher gehen, empfehlen wir Dir, einen Seitenabstand zu parkenden Autos von 1 Meter einzuhalten. Ist das auf dem Fahrradweg nicht möglich, solltest Du auf die Straße ausweichen, um den empfohlenen Abstand zwischen Auto und Fahrrad zu gewährleisten.
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Innerhalb der Dooring-Zone sind Fahrradfahrer & Co. besonders gefährdet!

Dooring-Zone: Das steckt dahinter

Der empfohlene Abstand zu parkenden Autos kommt nicht von ungefähr. Er richtet sich nämlich nach der sogenannten „Dooring-Zone“, die sich auf die tatsächliche Öffnungsbreite bezieht. Und diese liegt meistens bei ungefähr 75 cm. Um die Tür nicht zu erwischen, solltest Du einen dementsprechend zusätzlichen Abstand mit einberechnen.

Gut zu wissen: Laut einer aktuellen Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, die im Zeitraum 2014–2018 in Österreich durchgeführt wurde, sind drei Viertel der Radfahrer innerhalb der Dooring-Zone unterwegs. Dabei geben drei Viertel der Befragten an, bereits mindestens einmal Dooring erlebt zu haben.

So, jetzt bist Du aber an der Reihe und wir sind wie immer neugierig: Bist Du bereits Zeuge von Dooring-Unfällen gewesen? Oder hast Du vielleicht schon mal selbst einen solchen Zusammenstoß erlebt? Wir sind sehr gespannt auf Deinen Kommentar!

Chris von ATP

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