7 Jul 2021 Autowissen
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Die stabile Seitenlage – So geht’s richtig!

Was tust Du, wenn in Deiner Nähe jemand bewusstlos wird und nicht mehr ansprechbar ist? Natürlich ist diese Situation für Dich und alle Beteiligten schlimm, dennoch musst Du Ruhe bewahren. Zuerst prüfst Du, ob diese Person noch atmet und bringst sie dann gegebenenfalls in die stabile Seitenlage. Diese Position verhindert, dass die betroffene Person Blut, Speichel oder Erbrochenes einatmet. Somit besteht kein Erstickungsrisiko.
Doch wann ist es Zeit für die stabile Seitenlage? Wie genau bringst Du überhaupt einen Bewusstlosen in die stabile Seitenlage? Und was ist dabei zu beachten? Alle Antworten auf all diese Fragen sowie viele weitere Tipps findest Du hier!

Bevor es in die stabile Seitenlage geht:
Atmung prüfen & Bewusstlosigkeit ausschließen

Vielleicht warst Du schon einmal in folgender Situation: Du sollst einer scheinbar bewusstlosen Person helfen, weißt aber nicht, wie das geht? Hinzu kommen die Emotionen, die solche Ausnahmesituationen auslösen: Viele reagieren panisch und fühlen sich komplett überfordert. Und hier kommen wir ins Spiel! Wir zeigen Dir, wie Du Dich einer bewusstlosen Person gegenüber verhalten solltest. Los geht’s!

So bereitest Du die stabile Seitenlage vor

  1. Zuerst wählst Du den Notruf und schilderst die Situation.
  2. Dann geht es an die Bewusstseins- und Atemkontrolle. Hierfür musst Du die Person in Rückenlage bringen.
  3. Anschließend solltest Du den Betroffenen laut ansprechen.
  4. Bemerkst Du hier keine Reaktion, packe ihn an den Schultern und rüttle vorsichtig.
  5. Erfolgt hierauf auch keine Reaktion, dann ist die Person eindeutig bewusstlos.
  6. Als Ersthelfer legst Du eine Hand auf die Stirn des Bewusstlosen und eine an das Kinn. Die Hände lässt Du in dieser Position, bis die Atemkontrolle beendet ist.
  7. Den Kopf beugst Du nun in den Nacken und das Kinn ziehst Du nach vorne.
  8. Danach legst Du Deine Wange oder Dein Ohr über die Mund-Nase-Partie des Bewusstlosen. Dabei achtest Du auf die Bewegungen des Brustkorbes, die Atemgeräusche sowie auf spürbare Atemzüge an Deiner Wange.
  9. Jetzt kontrollierst Du die Atmung bis zu 10 Sekunden.
  10. Bei einer normalen Atmung legst du die Person in die stabile Seitenlage. In diesem Fall müssen keine Maßnahmen der Wiederbelebung eingeleitet werden.
  11. Sollte der Bewusstlose keine normale Atmung haben, erfolgt die Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Tipp: Es gibt aber noch mehr Dinge, die Du als Ersthelfer beachten solltest. Alles was Du zum Thema „Erste Hilfe“ wissen musst, erfährst Du mit nur einem Klick.
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Vor der stabilen Seitenlage: Bewusstseinszustand kontrollieren und Notruf wählen!

Schritt für Schritt zur stabilen Seitenlage

Wir erklären Dir jetzt Schritt für Schritt, wie die Durchführung der stabilen Seitenlage funktioniert:

Schritt 1

  • Knie Dich zuerst seitlich neben den Betroffenen.
  • Strecke die Beine der Person aus.
  • Lege den näheren Arm angewinkelt nach oben, die Hand-Innenfläche zeigt dabei nach oben.

Schritt 2

  • Greife den anderen Arm am Handgelenk.
  • Kreuze den Arm vor der Brust, lege die Handoberfläche an die Wange.
  • Lasse die Hand des Bewusstlosen nicht los.

Schritt 3

  • Greife an den Oberschenkel und beuge das Bein.

Schritt 4

  • Ziehe den Betroffenen zu Dir herüber.
  • Der Oberschenkel muss im rechten Winkel zur Hüfte liegen, also richte das obenliegende Bein entsprechend aus.
  • Neige den Kopf nach hinten, damit die Atemwege frei werden.
  • Öffne leicht den Mund des Betroffenen.
  • Richte die an der Wange liegende Hand so aus, dass die Atemwege frei bleiben.

Schritt 5

  • Decke den Betroffenen zu, wenn möglich mit einer Rettungsdecke.
  • Bis der Rettungsdienst eintrifft, solltest Du die Person beruhigen, betreuen, trösten und beobachten.
  • Prüfe wiederholt Bewusstsein und Atmung.
Tipp: Es gibt zwar keine Pflicht, aber es wird empfohlen, den Erste-Hilfe-Kurs alle zwei bis drei Jahre zu wiederholen. Du willst Deinen Erste-Hilfe-Kurs auffrischen? Mit einem Klick gelangst du direkt zum roten Kreuz und kannst Dich für den nächsten Kurs in Deiner Nähe anmelden.
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Stabile Seitenlage: Anleitung in 4 Schritten

Stabile Seitenlage: Kontrolle nicht vergessen!

Du hast eine bewusstlose Person in die stabile Seitenlage gebracht? Super! Aber damit ist es nicht getan. Bis der Notarzt vor Ort ist, solltest Du immer wieder die Atmung kontrollieren, den Bewusstseinszustand überprüfen und jedes Lebenszeichen abchecken. Zudem solltest Du darauf achten, dass der Kopf tiefster Punkt des Körpers ist, überstreckt bleibt und der Mund leicht geöffnet ist.

Wichtig: Bei Verdacht auf Herzstillstand solltest Du eine Herzdruckmassage durchführen.

Warum ist die stabile Seitenlage so wichtig?

Wenn eine Person bewusstlos ist, fehlen ihm Schutzreflexe. Diese Schutzreflexe bewirken z. B. das Husten, wenn wir uns verschlucken. Das heißt, bei zunehmender Bewusstlosigkeit verschwinden diese Reflexe, sodass einiges in die Atemwege gelangen kann. Nicht selten sind es Speisereste im Mundraum, Mageninhalt beim Erbrechen, aber auch Blut von Mund- und Nasenblutungen.

Die stabile Seitenlage beugt folgenden Gefahren vor

Eine Bewusstlosigkeit beinhaltet folgende Gefahren:

  • Bewusstlose Menschen merken nicht, wenn sie erbrechen. Blut, Speichel oder Erbrochenes können eingeatmet werden.
  • Die sogenannten Schutzreflexe, wie z. B. Husten oder Würgen können gestört sein.
  • Bewusstlose Personen können ersticken oder in der Folge eine schwere Lungenentzündung entwickeln, wenn Fremdkörper in die Lunge gelangen.

Bei den Betroffenen kann es zu folgenden Störungen kommen:

  • Störungen der Atmung oder des Kreislaufes.
  • Hirnbedingte Krampfanfälle.
  • Atemstillstand durch Einatmung von Fremdkörpern oder durch eine Schädelverletzung.
Gut zu wissen: Wenn Du einer verletzten Person nicht hilfst, dann ist das laut Strafgesetzbuch §323c (1) „Unterlassene Hilfeleistung“. Dies kann mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden. Mit nur einem Klick erfährst Du alles, was du zum Thema „Unterlassene Hilfeleistung“ wissen musst!
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Verletzten liegen lassen und keine stabile Seitenlage? Das ist unterlassene Hilfeleistung!

Alte vs. neue stabile Seitenlage: Das ist der Unterschied

Wer Anfang des 21. Jahrhunderts (oder früher) seinen Erste-Hilfe-Kurs gemacht hat, dürfte eine andere Anleitung kennengelernt haben. Warum? Ganz einfach: Im Unterschied zur heutigen stabilen Seitenlage sieht die alte, weiterhin zulässige Variante in der Durchführung wie folgt aus:

  1. Zeigt die Person eine normale Atmung, kannst du mit der stabilen Seitenlage beginnen.
  2. Knie Dich neben den Betroffenen und stelle sicher, dass beide Arme und Beine ausgestreckt sind.
  3. Jetzt kannst Du das zu Dir liegende Bein anwinkeln.
  4. Schiebe die zu Dir liegende Hand unter das angewinkelte Bein.
  5. Lege jetzt den von Dir abgewendeten Arm auf den Brustkorb des Bewusstlosen.
  6. Nun kannst Du den Betroffenen auf Deine Seite drehen.
  7. Gegebenenfalls kannst Du den Arm des Betroffenen unter der Hüfte hervorziehen.
  8. Zuletzt überstrecke den Kopf und stabilisiere ihn mit Deiner Hand.

Warum gibt es eine neue stabile Seitenlage?

Doch warum wendet man – als „normaler“ Ersthelfer – eigentlich nicht mehr die alte Methode an? Das hat einen plausiblen Grund. Die Durchführung der neuen stabilen Seitenlage ist wesentlich einfacher. Zudem kann man mit der Hebelwirkung auch schwere Personen auf die Seite drehen. Die alte stabile Seitenlage kann aber wiederum auch auf einer Trage angewendet werden, die neue jedoch nicht. Für Dich als Ersthelfer, ist das aber nicht relevant. Denn Du musst nur die neue stabile Seitenlage beherrschen.

Gut zu wissen: Die neue stabile Seitenlage wurde im Jahr 2010 eingeführt.

Wann darfst Du die stabile Seitenlage nicht durchführen?

In vielen Situationen ist es wichtig, den Betroffenen in die stabile Seitenlage zu bringen. Aber nicht in allen Situationen ist das die richtige Wahl.

  • Wenn die Person nicht nur bewusstlos ist, sondern auch keine Atmung mehr hat, solltest Du von der Seitenlage absehen. In diesem Fall musst Du sofort mit der Reanimation anfangen.
  • Wenn die Person einen Unfall oder einen Sturz hatte, solltest Du ebenfalls von der Seitenlage absehen.
    • Hier könnte die Wirbelsäule des Betroffenen beschädigt sein.
    • In diesem Fall kann das Bewegen des Bewusstlosen zu einer Verschlechterung dieser Verletzung führen.
Herzdruckmassage_statt_stabiler_Seitenlage_ATP
Wenn keine stabile Seitenlage hilft: Herzdruckmassage durchführen!

Stabile Seitenlage: Besonderheiten!

Es gibt einige besondere Situationen, die Du unbedingt kennen solltest. Welche das sind – das verraten wir Dir jetzt:

Stabile Seitenlage bei Verletzungen des Brustkorbes:

  • Drehe die Person auf die verletzte Seite.
  • So kann der Betroffene ungehindert über den oben liegenden, unverletzten Lungenflügel atmen.

Stabile Seitenlage bei Schwangeren:

  • Drehe eine Schwangere auf die linke Seite.
  • In Rücken- oder Rechtsseitenlage könnte das Ungeborene den Blutrückstrom zum Herzen stören.

Stabile Seitenlage bei Babys:

  • Bei Kleinstkindern, bis zu einem Jahr, sollte der Kopf nicht übergestreckt werden.
  • Dies könnte nämlich zur zusätzlichen Verengung der Atemwege führen.

Und wie sieht es mit Dir aus? Warst Du schon einmal in der Situation, dass Du einer bewusstlosen Person helfen musstest? Teile gerne Deine Erfahrungen mit uns und hinterlasse uns einen Kommentar!

Andy von ATP

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