13 Aug 2021 Autowissen
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Motorbremse richtig nutzen: So geht’s!

Ob auf der Autobahn oder auf kleineren Straßen im Gebirge: Wenn es ständig bergab geht, solltest Du unbedingt die Motorbremse nutzen. Damit schonst Du nicht nur die Betriebsbremse, sondern sparst obendrein noch Kraftstoff. Warum das so ist, wann und wie Du die Motorbremse richtig betätigst – das erfährst Du hier. Bist Du bereit? Los geht’s!

Motorbremse: Das steckt dahinter

Wie viele Bremsen hat ein Auto? Es kommt drauf an, was Du mit der Frage meinst. Denn die meisten Fahrzeuge haben hinten entweder eine Trommel- oder eine Scheibenbremse – und vorne eine Scheibenbremse. Wenn Du hingegen mit dieser Frage auf die Bremsmöglichkeiten anspielst, dann lautet die Antwort wiederum anders. Denn wenn Du bremsen möchtest, stehen Dir mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Die wichtigsten auf den Punkt gebracht:

  • Jedes Auto hat eine sogenannte Betriebsbremse, die Du über das Bremspedal betätigst.
  • Auch die Feststellbremse darf in keinem Fahrzeug fehlen.
  • Die Motorbremse stellt eine weitere Möglichkeit dar, die Geschwindigkeit zu reduzieren.

Und wir erklären Dir, was es mit der Motorbremse auf sich hat und wie diese funktioniert.

Was ist die Motorbremse?

Bei der Motorbremse erfolgt der Bremsvorgang durch den Motor. Bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren beruht der Mechanismus auf einer sogenannten Schubabschaltung. Hierdurch wird bei eingelegtem Gang und ohne Betätigung des Gaspedals die Kraftstoffzufuhr unterbrochen. Dadurch arbeitet der Motor automatisch langsamer – und die Geschwindigkeit sinkt.

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Statt Bremspedal: Fuß vom Gas, Kupplung treten, einen Gang runterschalten, wieder einkuppeln – die Motorbremse greift!

Wie funktioniert die Motorbremse?

Da jedes moderne Fahrzeug mit Verbrennungsmotor standardmäßig mit einer Schubabschaltung ausgestattet ist, funktioniert die Motorbremse wie folgt:

  • Ab einer gewissen Drehzahl (in der Regel circa 1.500 Umdrehungen pro Minute) wird die Kraftstoffzufuhr automatisch unterbrochen.
  • Diese Schubabschaltung greift allerdings nur, wenn Du weder beschleunigst noch das Kupplungspedal betätigst.
  • Durch die Wahl eines niedrigeren Gangs zwingst Du praktisch den Motor wortwörtlich einen Gang runterzuschalten.
  • Das Ergebnis? Das Fahrzeug wird immer langsamer – und zwar ohne dass Du die Betriebsbremse hierfür verwendest.
Gut zu wissen: Die Schubabschaltung erfolgt über die Einspritzventile. Diese werden in modernen Fahrzeugen durch das Steuergerät elektronisch abgeschaltet, wenn bei eingelegtem Gang und ohne Betätigung des Gaspedals eine Drehzahl von mehr als 1.500 Umdrehungen pro Minute erreicht wird.

Allerdings solltest Du die Motorbremse gekonnt nutzen. Was Du hierbei unbedingt beachten solltest – das verraten wir Dir jetzt!

Motorbremse: Das musst Du beachten!

Du kannst Dir unschwer vorstellen, dass Du nicht Deinen Motor von jetzt auf gleich zwingen kannst, vom 5. Gang auf den 1. runterzuschalten. Das ist nicht nur unzumutbar, sondern auch nicht zu bewältigen und dementsprechend extrem gefährlich. Setzt Du die Motorbremse falsch ein, kann es nicht nur zu einem schweren Unfall kommen, da der Wagen außer Kontrolle gerät. Obendrein kann der Motor einen Totalschaden haben – und das Getriebe am Ende Schrott sein. Richtig genutzt stellt eine solche Bremsung jedoch eine echte Wohltat für Deine Betriebsbremse dar. Daher erklären wir Dir nun, wie Du die Motorbremse richtig betätigst. Let’s go!

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Wie gut, dass auch Dein Motor bremsen kann! Vorausgesetzt Du schaltest Gang für Gang ordentlich runter.

Motorbremse nutzen – aber bitte immer nur Step by Step!

Damit Du die mechanischen Kräfte Deines Motors nicht überstrapazierst, solltest Du die Motorbremse wie folgt verwenden:

  • Nimm zuerst den Fuß vom Gas, um die Beschleunigung zu stoppen.
  • Schalte dann immer nur einen Gang nach dem anderen runter.
    • Dadurch sorgst Du für eine allmähliche Schubschaltung.
  • Außerdem solltest Du nach dem Runterschalten vorsichtig einkuppeln.
    • Somit verhinderst Du Schäden an der Kupplung.
  • Warte die Wirkung der Motorbremse ab, bevor Du den nächsten niedrigeren Gang einlegst.
Zum Beispiel: Wenn Du im 5. Gang 120 Km/h fährst und mit Motorbremse die Geschwindigkeit reduzieren möchtest, solltest Du zu allererst den Fuß vom Gas nehmen. Anschließend trittst Du auf das Kupplungspedal und schaltest in den 4. Gang runter. Daraufhin kuppelst Du vorsichtig wieder ein. Die Motorbremse wirkt und Du dürftest auf circa 60–70 Km/h kommen. Nun wiederholst Du das ganze Prozedere mit dem 3. Gang und gehst auf circa 30 Km/h runter. Dann legst Du den 2. Gang ein, um auf circa 15 Km/h zu kommen. Als Letztes schaltest Du in den 1. Gang runter – und erreichst somit die Schrittgeschwindigkeit. Fertig.
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In vielen Situationen ist es das Beste für Dein Auto, wenn Du den Motor bremsen lässt!

Wann solltest Du die Motorbremse nutzen?

Für extreme Notbremsungen ist die Motorbremse nicht gut geeignet, da Du in dem Fall nicht nur die Kontrolle über den Wagen verlieren, sondern auch das Getriebe völlig zerstören würdest. Bei normaler Geschwindigkeitsreduzierung ist die Motorbremse eine sehr gute Möglichkeit, die Betriebsbremse zu schonen. Daher unsere Empfehlung:

  • Ob vor der Ampel oder bei vorhersehbaren Geschwindigkeitsbeschränkungen, solltest Du die Motorbremse verwenden.
  • Auch in der Tiefgarage bei steilen Abfahrten, solltest Du einen niedrigeren Gang einlegen – statt ständig auf die Bremse zu treten.
  • Das Gleiche gilt für Straßen mit anhaltendem Gefälle (zum Beispiel bei Berg- oder Hügel-Landschaften).
    • Hier ist die Motorbremse sogar unabdingbar – Deiner Betriebsbremse zuliebe.

Während die Nutzung der Motorbremse in der ersten Situation zusätzliche Vorteile mit sich bringt, geht es in den anderen beiden Fällen mehr um die Schonung Deiner Bremsen bzw. sogar um Schadensvermeidung.

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Bei Serpentinen-Straßen oder wenn es kontinuierlich bergab geht, solltest die Betriebsbremse schonen und den Motor bremsen lassen!

Motorbremse bei Automatikgetriebe

Auch Automatik-Fahrzeuge sind mit einer Schubabschaltung ausgestattet. Je nach Alter des Automatik-Modells funktioniert die Motorbremse jedoch anders:

  • Der Einsatz der Motorbremse bei Automatikgetrieben neuerer Fahrzeuge ist quasi Standard.
    • Bei solchen Pkws erfolgt das automatische Schalten so, dass die Motorbremse stets möglichst effektiv greift.
  • Fährst Du ein älteres Auto mit Automatik, dann kannst Du die Motorbremse selbst aktivieren.
    • Verwende hierfür am besten den B-Hebel, der dann die Motorbremse automatisch betätigt.
Wusstest Du das? Bei Automatik-Getrieben steckt hinter dem B-Hebel nichts anderes als die Motorbremse. B steht nämlich für „Brake“ (Bremsen), was die Motorbremse meint.

Motorbremse: Vorteile und (wenige) Nachteile

Richtig eingesetzt hat die Motorbremse einige Vorteile, die wir Dir kurz zusammenfassen:

  • Mit diesem Bremsvorgang schonst Du die Betriebsbremse.
  • Dank der Schubabschaltung sparst Du obendrein Kraftstoff.
  • Auf glatten Fahrbahnen ist die Motorbremse die sicherste Art, die Geschwindigkeit zu reduzieren.
  • Sollte die Betriebsbremse plötzlich versagen, kannst Du den Motor bremsen lassen – was Leben retten kann.

Wichtig: Besonders bei Glätte solltest Du die Motorbremse richtig einsetzen und beim Runterschalten keineswegs Gänge überspringen. Ansonsten können schlimmstenfalls sogar die Räder blockieren, das Heck ausbrechen und das Auto völlig außer Kontrolle geraten. Bei Gefahrenbremsungen ist es dennoch die sicherste Variante, um einem etwaigen Schleudern entgegenzuwirken.

Warum diese positiven Effekte? Das erfährst Du, wenn Du weiterliest!

Betriebsbremse schonen

Fährst Du einen Berg runter oder stehst Du länger auf der steil nach unten führenden Ausfahrt eines Parkplatzes, solltest Du nicht ständig auf das Bremspedal treten. Ansonsten führt es zu einer Erhitzung der Bremse und zu einem schnelleren Bremsen-Verschleiß. Fährst Du eine längere Strecke mit getretenem Bremspedal führt die Erhitzung auf Dauer zur Verglasung der Bremsscheiben – und Du musst dann früher einen Bremsen-Wechsel in Kauf nehmen. Setzt Du die Motorbremse ein, schonst Du die Bremsanlage, indem Du den Motor die Geschwindigkeit reduzieren lässt. Praktisch, oder?

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Bei stockendem Verkehr kannst Du durch Schubabschaltung ordentlich Sprit sparen – und die Betriebsbremse entlasten.

Auto bremsen bei Glätte

Fährst Du bei Schnee oder Glätte musst Du mit dem Bremsen (aber auch mit dem Lenken und Beschleunigen) vorsichtig sein. Bremst Du zu stark, verlieren die Räder den Grip und drehen ins Leere – und das kann zum Schleudern des nicht mehr kontrollierbaren Autos führen. Die richtig eingesetzte Motorbremse ist eine optimale Möglichkeit, auf glatten Straßen sanft und sicher die Geschwindigkeit zu reduzieren.

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Wenn die Betriebsbremse versagt… In Notsituationen kann die Motorbremse sogar Leben retten!

Auto bremsen in Notsituationen

Stell Dir vor: Du fährst auf der Autobahn und merkst auf einmal, dass die Betätigung des Bremspedals keinerlei Auswirkungen hat. Der absolute Horror, oder? Wenn es nicht gerade um eine Notbremsung in letzter Sekunde geht, kannst Du dank der Motorbremse Dein Auto zum Stehen bringen und somit Schlimmeres vermeiden.

Wie so häufig muss es doch irgendwo einen Haken geben, oder? Welche Nachteile eine solche Bremsung haben kann – das verraten wir Dir jetzt!

Kann die Motorbremse schädlich sein?

Du ahnst es schon: Falsch eingesetzt birgt die Motorbremse Gefahren. Wenn das Runterschalten die mechanischen Kräfte des Motors übersteigt, kannst Du damit sogar einen Totalschaden hervorrufen. Warum? Weil es die Gänge nicht ohne Grund gibt. Du würdest auch nie im 1. Gang 120 Km/h fahren, oder? Schon ab 30 Km/h dürften die Geräusche des Motors unmissverständlich sein. Dann kannst Du Dir vorstellen, was passiert, wenn Du von jetzt auf gleich von 120Km/h durch das Einlegen des 1. Gangs eine Motorbremsung erzwingen willst. Auch die Kupplung kann schaden nehmen, wenn Du zu schnell runterschaltest und das Einkuppeln ruckartig vonstattengeht.

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Achtung! Wenn Du den Motor bremsen lässt, gehen die Bremsleuchten nicht an!

Wichtig: Erzwingst Du eine starke Motorbremsung schadest Du nicht nur dem gesamten Getriebe. Obendrein riskierst Du, die Kontrolle über den Wagen völlig zu verlieren. In dem Fall ist ein Schleudern unausweichlich und die Lenkung schier unmöglich. Eines musst Du auch bedenken: Bei der Motorbremse gehen die Bremsleuchten nicht an – was das Aufprall-Risiko deutlich erhöht.

So, nun weißt Du alles, was Du zur Motorbremse wissen solltest. Nun sind wir aber wie immer neugierig: Verwendest Du regelmäßig die Motorbremse? Warst Du vielleicht sogar schon mal komplett darauf angewiesen? Wir sind sehr gespannt auf Deinen Erfahrungsbericht!

Chris von ATP

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